Wie kann man mit Kleinkindern bequem segeln?
Jetzt mal ehrlich. Eine Langfahrt mit Kleinkindern ist immer sehr, sehr, sehr anstrengend. Diese Tipps könnten dir helfen, sie möglichst gut zu organisieren.
Wenn man sich für eine Langfahrt mit Kindern unter drei Jahren entschieden hat, sollte man Folgendes beachten.
1. Kleinkinder versus Erfahrung
Entweder kleine Kinder, oder wenig Erfahrung. Wenig Erfahrung und kleine Kinder dazu, die nicht alleine spielen können, das ist eine sehr anstrengende Kombination. Es gibt aber auch dafür eine Lösung. Wir hatten zu Beginn unserer Langfahrt, abgesehen von einigen Ausbildungs- und Mitsegeltörns ohne Kinder, fast keine Segelerfahrung.
Unterstützung beim Segeln
Ein guter Skipper ist, wenn man nicht gerade einen im Freundeskreis oder in der Familie hat, nicht billig. Aber wenn man sich dessen bewusst wird, wieviel Geld man für das Boot, die Ausrüstung und die ganze Reise ausgeben wird, dann lohnt es sich, einen zumindest in den ersten Wochen oder auf schwierigen Passagen mitzunehmen. Profiskipper sind meist auch sozialkompetent und gewohnt mit verschiedenen Crews zu segeln. Auch fällt das Leinenlos am Anfang viel einfacher, wenn noch jemand mitkommt. Wir haben in den ersten Tagen von Holland nach Lorient viel gelernt, über uns und unser Boot.
3. Familienunterstützung
Lade möglichst viele Besucher ein - vor allem Großeltern, Geschwister, Freunde, egal. Vor allem am Anfang, wenn man sich seglerisch entwickeln muss, freut man sich über zusätzliche Kinderbetreuung. Es ist wie ein kleiner Urlaub, wenn man jemanden von Zuhause wieder sieht und mit ihm ein paar schöne Tage verbringen kann.
4. Suche Gesellschaft.
Wenn du einen Ozean überqueren willst, melde dich bei der ARC ein. Dort triffst du andere Familien, mit denen du nicht nur Ozeane überwinden kannst, sondern auch auf der anderen Seite der Welt Bekannte zum Reden und Spielen gewinnst, die du sonst nicht kennengelernt hättest.
5. Bleib in Kontakt.
Suche in den sozialen Netzen nach anderen Bootsfamilien und bleib in der Nahe anderer Kinder. Dies ist schwierig, weil meist jeder seine eigenen Pläne und sein eigenes Tempo hat. Trotzdem sollte man es versuchen.
6. Bleib an der Küste.
Bleib an der Küste. Ein paar Stunden an der Küste kann man beim schönen Wetter mit jedem Kind segeln. Natürlich geht man nach dem Anlegen sofort zu dem nächsten Spielplatz.
7. Ankern versus Hafen
Ankern ist was Tolles für Erwachsene, die Einsamkeit und schöne Aussicht genießen wollen oder für Kinder, die schon schwimmen können. Marinas sind für kleinere Kinder, die mehrmals am Tag draußen rumrennen wollen, besser geeignet.
8. Wetter
Unser Freund und Wetterguru sagte zu uns am Anfang unserer Reise: "Ihr seid eine kleine Crew mit Kindern. Euer Wetter ist: Windstärke bis 20 Knoten, bzw. bei Wind von vorne max 15 Knoten und eine Wellenhöhe bis 2 Meter." Wir haben uns meist daran gehalten und wenn wir es nicht getan haben, haben wir wirklich keine gute Zeit gehabt.
9. Spielzeug
Nimm genug Spielzeug, oder genug Geld für das Spielzeug mit, aber vor allem gibt den Kindern keineswegs das ganze Spielzeug auf einmal. Bei jeder längeren Strecke etwas Kleines, ein neues Malheft, oder Sticker. Manche behaupten, je weniger Spielzeug, umso kreativer spielen die Kinder. Das mag sein. Ich behaupte: Je weniger Spielzeug, umso schneller nehmen die Kinder das Boot auseinander.
10. Sicherheit
Sicherheit ist die erste Elternpflicht. Relingsnetz, Westen, Gurte - Wenn man sie immer benutzt, gibt es keine Diskussionen. Man sollte mit gutem Beispiel vorangehen, immer eine Rettungsweste tragen. Kinder können nicht differenzieren, wann die Lage gefährlich ist und wann nicht.
11. Bewusstsein für Gefahren
Es schadet nicht, wenn man den Kindern etwas Angst macht und klar stellt, wer ins Wasser fällt, geht in den Himmel und kommt nie wieder zurück. Es stimmt höchstwahrscheinlich. Spätestens, wenn das erste Spielzeug ins Wasser fällt und man es nicht rausholen kann, verstehen auch die kleinsten Kinder, dass man es ernst meint.
Weit und breit nichts außer Wasser.
12. Medien
Nimm Tablet, mp3 Player, DVDs, CDs, einen Computer und jede mögliche Technik mit. Im Notfall wirst du sie brauchen. Gib den Kindern keineswegs deine Geräte, denn sie machen sie irgendwann kaputt. Das ist mehr als sicher. Ich war sehr dagegen, den Kindern eigenes Tablet zu kaufen, weil ich dachte, dass sie dafür zu klein sind. Im Nachhinein ist es die einzige Sache, die sie zuverlässig ablenkt, wenn beide Eltern gebraucht werden. Bei einer kleinen Crew kann es immer vorkommen. Auf dem Tablet können wir Bücher, Spiele und 25 Folgen von Kinderserien herunterladen. Ab dem ersten Abspielen kann man die jeweilige Folge noch 48 Stunden lang anschauen, ohne wieder die Internetverbindung herzustellen. Man kann bestimmen, was die Kinder anschauen und wie lange. Das ist nicht nur beim Segeln viel wert.
13. Elektrizität
Lade vor jeder Fahrt alle technischen Geräte und mindestens drei Powerbanks auf. Es kann schnell zu einem Stromausfall kommen, so dass du nicht weißt, wann du sie laden kannst. Unterwegs schaue immer wieder, dass die Geräte für Kinder geladen sind. Denn vielleicht muss du dich ums Boot kümmern und hast für Kinder keine Zeit.
14. Notfallkiste
Bereite eine kleine Notfallkiste vor, in die du kleines neues Spielzeug einpackst: Match Box Autos, kleine Tiere, Stickerhefte,... Babys und Kleinkinder kann man manchmal mit nichts außer Essen ablenken. Also, bereitete wenigstens eine Packung Kekse vor.
15. Autositz
Nimm einen Autositz mit - gerne auch für größere Kinder. Im Auto sitzen Kinder hinten und sind angeschnallt. Auf dem Boot sitzen sie praktisch vorne. Sie haben einen direkten Zugang zu Navigationssystemen, zu Sicherungen usw. Außerdem brauchen sie einen sicheren Ort, wo sie beim schlechten Wetter sitzen können, wenn auf sie keiner aufpassen kann.
16. Spielzeiten
Bestimme Zeiten, wann die Kinder alleine spielen sollen. Es wird nicht funktionieren, aber es ist eine nette Idee. Bis die Kinder ein bestimmtes Alter erreicht haben, werden sie einfach nicht länger alleine spielen und schon gar nicht, wenn du es brauchst. Versuche nicht, es jemandem zu erklären. In der Vergangenheit (wahrscheinlich bei den Urmenschen) war es anders, da haben die Kinder den ganzen Tag allein gespielt. (So was hört man ja öfters.)