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Segeln in Galicien - Willkommen im Paradies! Ria de Vigo

Diesmal möchte ich euch in ein Paradies mitnehmen. Wie ich darauf komme? Meine Fotos bei Facebook wurden so oft mit dem Wort "Paradies" kommentiert, dass ich dachte: Oh, ja. Stimmt. Einfach paradiesisch ist es hier.

 

Zum Glück gab man diesem außergewöhnlich schönen Ort einen völlig langweiligen und absolut nicht außergewöhnlichen Namen, sonst wären hier sicherlich unparadiesisch viele Menschen unterwegs - Galicien. 

 

Dieses Jahr segelten wir sieben Wochen in dieser Gegend. Gut, für Segler, die nach Abenteuern und Herausforderungen suchen, ist es nichts, aber Segler, die gerne ankern, Familien mit kleinen und größeren Kindern, die beim starken Wind den Schutz einer nahegelegenen Marina suchen, alle, die wunderschöne Strände entdecken, gerne schwimmen, schnorcheln, mit dem SUP, oder Dingi fahren, fremde Kultur kennenlernen und leckeres Essen genießen wollen, werden Galicien lieben.

 

Ziemlich kalt ist das Wasser. Unsere Kinder würden was Anderes behaupten, aber ehrlich, das Wasser ist wahrlich nicht sehr warm und es regnet auch öfters. Das ist das Einzige, was gegen einen Segeltörn in dieser Region spricht. Dafür hat man ab und zu auch einen Strand nur für sich. Das verstärkt das paradiesische Gefühl und macht Galicien zu einem besonderen Ort.

Ohne Übertreibung, wer in der Karibik gewesen ist, bestätigt: Galicien ist wie Karibik. Nur perfekter.

 

Also werde heute zum Mitglied unserer Crew und begleite uns auf unserem Segeltörn. Anker hoch. Los geht´ s!

Ria de Vigo

Cangas de Morrazo

Vom Winterlager in Vigo geht es nach Cangas de Morrazo. Aus rein praktischen Gründen. Unsere Gasflasche ist leer und in Spanien kann man sie nicht so einfach nachfüllen lassen. Dies könnte auch für alle Langfahrtsegler interessant sein. Cangas liegt nicht direkt auf der Strecke in den Süden, aber man bekommt hier alles. Eben auch Gas. Am Vormittag bringt man die Flasche zu "Butano Y Propano Estévez Vilas S L." Am Nachmittag holt man sie ab.

 

Wer einkaufen will, wie "zu Hause",  geht zu Lidl. Wer in der Nähe des Hafens Proviant holen will, geht zu "Supermercado Dia Market." Wer in eine bequeme Marina will, kann es ohne Probleme machen. Wer ankern will, ankert.

 

Zahlreiche Strände umrahmen das Land. Auch hier hat man eine freie Wahl. Wen es nicht  stört, von zahlreichen Touristen umgeben zu sein, besucht von der Marina aus gesehen die Strände in Richtung Vigo (Praia de Rodeira). Wer sich nach Einsamkeit sehnt, geht Richtung Atlantik (Praia da Congorza, Praia do Medio, Praia de Areamilla).

 

Für Familien mit Kindern gibt es hier zwei Spielplätze in der unmittelbaren Nähe des Hafens und einen Park (Xardins do Senal, Parque de Infantil de Cangas) - nicht schlecht.

Samuel und Lukas verlieben sich beim Spaziergang an der Küste Richtung Atlantik in die alte Fischkonservenfabrik. Es wird praktisch sieben Wochen lang über nichts Anderes geredet. Sie kaufen sie mal, renovieren, fahren mit eigenen Booten ans Meer, bringen Fische, bauen einen Stand am Straßenrand und Mama verkauft Backfisch und Pommes.


Also solltet ihr erst in zwanzig/dreißig Jahren nach Galicien segeln, vergesst nicht unseren Fischstand zu besuchen. Falls sich die Pläne der Kinder nicht geändert haben, sitze ich, grauhaarige alte Frau, am Straßenrand und verkaufe von meinen Söhnen selbst geangelten Fisch. Es gibt auch Ketchup.


Solltet ihr schon früher in Galicien ankommen, besucht die Ruinen der alten Fischfabrik mit eigenem verfallenen Hafen.

Ab nach Vigo!

Das Schönste an Cangas ist die Fähre nach Vigo. Kleiner Scherz. Es ist nämlich umgekehrt. Das Schönste an Vigo ist die Fähre nach Cangas. Die Einwohner von Vigo lieben es zu den Stränden auf der anderen Seite der Ria zu fahren.


Wie auch immer. Wir fahren von Cangas aus mit der Fähre in die Hauptstadt der Provinz Pontevedra, Vigo.

Für ungefähr zwei Euro pro Person kann man nicht motzen. Mal was Anderes.

 

Ohne unsere spanische Bekannte hätten wir uns den Ausflug zu Castro de Vigo nicht zugetraut, aber es hat sich mehr als gelohnt. Wirklich empfehlenswert ist es, durch die verwinkelten Straßen und Gassen bis zu den Resten der alten Siedlung hinauf auf den Monte de Castro zu laufen. Schaut euch einfach die Bilder an - sie sagen wirklich mehr als Tausend Worte. Die Aussicht auf die Ria de Vigo ist atemberaubend, aber auch der Park mit zahlreichen Skulpturen aus Granitstein begeistert uns mit seiner gepflegten grünen Schönheit.


Tipp: Wer ganz kleine Kinder hat, oder schlecht zu Fuß ist, kann am Fähranleger ein Taxi zu Monte de Castro nehmen und auf dem Rückweg runterlaufen.

Leckeres Essen gehört einfach zum gelungenen Urlaub, aber auch dazu, ein neues Land kennenzulernen.  Von der "Hafenmeisterin" gut beraten besuchen wir Restaurante Casa Macillos und bestellen, alles, was man uns als das galicische "Must Have" empfohlen hat. 


PULPO A LA FERIA (16,- Euro), galizisch "Oktupus zum Jahrmarkt", ist wirklich eine Frage des Geschmacks. Ich weiß nicht. Für mich schmeckt es einfach nach Gummi, aber die ZAMBURINAS A LA PLANCHA (15,- Euro) schmecken ausgezeichnet, würzig und interessant, genauso wie CALAMARES (14,- Euro) und LANGOSTINOS (15,- Euro). 


Komischerweise. Wirklich komischerweise, weil unsere Kinder als erprobte Matrosen in Sekundenschnelle alles, was auf dem Teller liegt, verspeisen, konnten sie an diesem Tag diesen Gerichten nichts abgewinnen. Da empfiehlt sich einfach Tortilla de Patatas. Jedes Kind liebt sie. 

Praia de Limens

Weiter geht´  s an der Küste entlang.

Von Vigo nach Cangas ist man c.a. eine Stunde unterwegs. Von Cangas nach Praia de Limes eine halbe Stunde. Keine seglerische, oder navigatorische Leistung. Der Anker hält gut, die umliegenden Berge bieten genug Schutz, unheimlich gemütlich ist es hier. Perfekt für Kinder. In dieser "kleinen" Bucht können sie schwimmen, SUP fahren, einfach jeden Tag genießen. 


Jetzt zu unserem Lieblingsankerplatz:

Praia de Barra

Praia de Barra ist definitiv unser Lieblingsankerplatz in der Ria de Vigo.  Was macht einen guten Ankerplatz aus? Nein, einen perfekten?


Na erstmal: Guter Untergrund, der Anker hält auch beim stärkeren Wind ohne jegliche Probleme. Durch die umliegenden Berge wird man optimal geschützt. Es kommt verhältnismäßig wenig Schwel rein, so dass die Teller dort stehen, wo sie stehen sollten. (Also, wer bei Illas Cies unruhig schläft, sollte schnell zu Praia de Barra wechseln.)


Und dann: Es ist einfach abwechslungsreich und wunderschön hier. Die hellblaue Farbe des Wassers, der lange Sandstrand, an dem man stundenlang spazieren kann, eben auch die Berge. Man kann hier interessante Ausflüge machen, z.B. zu Praia Milide. (Hier könnte man auch ankern, aber ehrlich gesagt, hat diese enge steinige Bucht unsere Herzen definitiv nicht gewonnen.)

Praia Milide ist ein netter Strand mit der kleinen "Bar playa Melide." Es ist eigentlich eines Häuschen mit ein paar Tischen. Serviert werden Pommes, Tortilla, einfach Kleinigkeiten.


Weiter führt der Weg zu Faro de Punta Robaleira und Faro de Cabo Home, Leuchtürmen, von denen aus man eine ausgezeichnete Aussicht Richtung Illa Cies  genießen kann.


Praia de Barra ist ein beliebter FKK Strand, sollte also jemand damit Probleme haben, einfach früh am Morgen kommen. Na ja, früh am Morgen ist ja in Spanien bis 11:00, also perfekt eher die Sonne zu stark zu scheinen beginnt.

Illa Cies

Bevor ich von Illas Cies zu schwärmen beginne, muss ich ehrlich sagen:

Hier zu ankern, ist (meist) nicht allzu sehr gemütlich. Sicher? Ja. Der Anker hält? Ja. Vom Gefühl - geht so. Einfach zu viel Schwel und nachmittags zu viel Wind.

 

Jetzt zum Schwärmen.

Die blaue Farbe des Ozeans, der weiche weiße Sand, die dunkelgrünen Hügel - perfekt, absolut vollkommen und unbeschreiblich schön sind die Inseln, die im Jahre 1980 zum Naturschutzgebiet erklärt wurden und seit 2002 zum Teil des Nationalparks Islas Atlánticas de Galicia gehören. Wir ankern immer an dem Strand Playa de Rodas, der von der britischen Zeitung The Guardian im Jahre 2007 zum schönsten Strand der Welt erklärt wurde. Die Inseln sind auch deswegen so angenehm menschenleer, weil man zum Ankern und überhaupt zum Befahren, eine Genehmigung braucht und die Anzahl der Yachten, die sie bekommen, limitiert ist. Also erstmal sollte man die Befahrenserlaubnis beantragen, die bis zum Jahresende gilt und dann die einzelnen Plätze zum Ankern kostenlos buchen.

 

Am Ende möchte ich euch noch eine für mich völlig unglaubliche Geschichte erzählen, sozusagen Begegnung dritter Art. Als Segler sieht man viele "interessante" Manöver, schon wenn man an das sogenannte Hafenkino denkt. Na ja, jeder macht, was er kann. Jeder hat mal angefangen. Aber dies hat wirklich alles von mir bisher Gesehene übertroffen.

 

Eines Tages am Abend. Ankerplatz Plaia de Rodas, Illa Cies

 

Wir sitzen gemütlich im Cockpit beim Essen. Wie immer abends an dieser Küste bläst der Wind ziemlich stark und es gibt auch ordentlich Schwel. Plötzlich fährt ein Boot an uns vorbei. Drei ältere Spanier, ein Charterboot. Die Männer fragen, ob es hier ein Restaurant gibt. Jan bejaht die Frage und zeigt Richtung Steinküste. Hinter diesem "Berg" befindet sich das einzige Restaurant auf Illa Cies. (Am Ende war wohl alles Jans Schuld. Er hat gar nicht ergänzt: Für Navigationszwecke nicht geeignet.) Die Männer steuern die Küste an und ankern südlich von uns, ziemlich nah an der Steinküste. Wir stellen fest: Viel Wind, viel Schwel, zu nah an der Küste - ist jedem seine Sache. 

 

Nach einer Weile schauen wir wieder in Richtung der Männer. Das Dingi liegt an den Steinen. Zwei Männer stehen am Strand und winken. Sind die Männer etwa mit dem Dingi gekentert? Der Mann an Bord des Segelbootes zieht den Anker hoch und fährt rückwährt zum Strand. Alles geschieht in Minutenschnelle und wir sitzen nur mit offenem Mund im Cockpit und staunen. Der Mann ist wirklich mit dem Boot rückwährt an den Strand gefahren, um die zwei Männer, denen das Wasser beim Einsteigen kaum bis zu der Taille reichte, aufzunehmen. 

 

Seitdem ist es zu unserem internen Witz geworden. Und überhaupt. Warum zwingen uns die Männer, ins Dingi zu steigen, um zum Strand zu fahren, wenn man gemütlich mit dem Boot direkt bis zum Strand rückwärts fahren und dann fast trockenen Fußes aussteigen kann? Komisch. Bis heute verstehe ich nicht, wie es sein kann, dass die Männer nicht aufgesessen sind. Betrunkene und Unerfahrene haben wohl Glück.

 

Als die Männer nachher an uns vorbei fahren und wir ihnen zurufen, ob sie Hilfe brauchen, ob wir ihr Dingi holen sollen, schauen sie demonstrativ weg und ankern auf der anderen Seite der Bucht. Am nächsten Morgen fahren sie wieder zu derselben Stelle, rückwärts zum Strand. Einer von ihnen springt ins Wasser runter und holt das Dingi.

 

Wahrlich! Hier erlebt man was, in Galicien.

 

Was man hier noch so erlebt, erfahrt ihr in dem nächsten Blogeintrag.

 

Ich wünsche euch viel Spaß beim Segeln und solltet ihr jemals so was Ähnliches beobachtet haben, lasst mich wissen.

Vielleicht ist es irgendeine ganz gewöhnliche heimische Art, um zum Strand zu kommen. ; )

 

Segelnde Mamas