Meer und Strände, Berge und Wälder, Wein und Fisch, Freundlichkeit und Liebe, Windstille und Wind - Begleitet mich heute nach Galicien! Segelt in den Rias und lasst euch beeindrucken, von Land und Leuten. Hier wird es euch an nichts mangeln. Wo man das eine und das andere findet, erfahrt ihr in diesem Artikel. Viel Spaß beim Lesen.
Illas Cies - Meer und Strände
In den letzten Blogeintrag habe ich euch zu den paradiesischen Inseln Illas Cies mitgenommen und euch über die komischen unglaublichen Abenteuer erzählt, die man da erleben kann. Heute geht es mit den komischen Abenteuern weiter - mit mir in der Hauptrolle.
Unsere Fortbewegungsmöglichkeiten vergrößerten sich gravierend, seitdem sich unser Kapitän und Papa zum Geburtstag einen SUP gewünscht hatte. Insgesamt eine lohnenswerte Anschaffung. Jetzt sind die drei Männer gern und oft zusammen unterwegs. Ohne Mama. Für die bleibt das altbewährte Dingi als Mittel zum Strand zu kommen. An der Playa de Rodas ergibt sich für mich gleich die Chance eine Dingijungfernfahrt zu unternehmen. Den Außenborder haben wir dieses Jahr noch nicht in Betrieb genommen, also heißt es paddeln. Ich schlage mich tapfer durch und habe auch viel Spaß dabei. Es ist ja kein Hexenwerk, am Strand zu landen.
Da werde ich schon von meinen Männern erwartet. Jan kommentiert meine Leistung: "Ich finde es ziemlich beeindruckend, dass du so weit rausgepaddelt bist, um Fotos vom Boot zu machen."
Meine Antwort: Ich bin nicht rausgepaddelt, um Fotos zu machen. Irgendjemand (Die Kinder) hat die Paddel aus der Halterung abmontiert. Bis ich sie rangeschraut habe, wurde ich von der Strömung weggetrieben.
So viel zum Thema: Kinder an Bord. Oder: Hast du Kinder an Bord, kontrolliere alles zweimal.
Nach dem Strandvormittag begebe ich mich mit dem Dingi wieder auf dem Weg zum Boot. Und ich verpasse es. Na ja, es ist wesentlich einfacher vom Boot den Strand zu "treffen", als vom Strand das Boot. Der Strand ist ja eine lange Linie, das Boot ein Punkt im Meer. Und übrigens: Ich bin ziemlich sauer. Dingi!!! Wer hat dieses "Fahrzeug" erfunden? Sorry, voll der Quark. Man fährt nach vorne, sitzt und schaut nach hinten. Unsinn.
Um ehrlich zu sein, ich habe nicht wirklich das Boot verpasst. Ich habe das Boot erreicht, aber ich konnte mich mit der Hand nicht festhalten. Innerhalb von wenigen Sekunden werde ich ziemlich weit (aus meiner Sicht jedenfalls) weggetrieben und erschrecke mich leicht. Jetzt habe ich gelogen. Ich war in dem Moment total überrascht, wie schnell es ging und habe richtig Panik bekommen. Gut, ich hatte zwei Handys im Gepäck und ein Funkgerät, aber es geht ums Prinzip. Niemand will gerettet werden. Jeder will sich selbst retten.
Also heißt es kräftig paddeln, um zum Boot zu kommen. Ich habe es geschafft, aber das kleine Upppps habe ich nicht vergessen. Man lernt ja immer was dazu.
Das war also mein kleines, komisches Abenteuer.
Am Anfang habe ich geschrieben, in Galicien gibt es alles. Auf Illas Cies gibt es vormittags Windstille, nachmittags gut Wind und Schwel auch dazu.
So ist das. Das gehört zum Segeln und zum Leben auch. Die kleinen komischen Abenteuern.
Und wisst ihr, was das beste an solchen ungeplanten Begebenheiten ist. Sie bringen uns zu besonderen Orten, die wir sonst vielleicht nie kennengelernt hätten.
Meine kleine Dingijungfernfahr löst eine Reihe von Ereignissen aus. Wir entscheiden uns, den Außenborder in Betrieb zu nehmen, stellen fest, dass man die Schrauben von der Halterung nicht lösen kann, verbringen den ganzen Nachmittag mit vom Internet, Youtube und Opa unterstützten Versuchen, das kleine technische Problem zu klären, finden heraus, dass wir am nächsten Tag die perfekten Bedingungen haben, um in den Norden zu segeln, eine Werkstatt aufzusuchen und entdecken Ribeira
Ria de Arousa
Ribeira Stadtleben und Berge
Das ist wahrlich das wunderbare am Leben, dass man die schönsten Orte findet, wenn man sie gar nicht sucht.
Wir haben eine Werkstatt gesucht und fanden eine Stadt voller Leben.
Erblickt man Ribeira, das nördliche Tor zu der größten Ria, Ria de Arousa, vom Boot aus, fallen einem erstmal die Hochhäuser auf, die das Meer umrahmen und an den Aufenthalt im Ostblock erinnern. Da ist mir schon öfters in Spanien aufgefallen. So sehen viele Küstenstädte auf dem ersten Blick aus, aber es ist nur der erste Eindruck, der ja öfters tauscht. Ribeira ist eine reizende Kleinstadt mit c.a. 27 000 Einwohnern.
Ein Segler braucht ab und zu Orte, an denen es alles gibt, um dann an den wunderbaren Orten ankern zu können, wo es "nichts" gibt.
In Ribeira findet man alles, einen Hafenmeister, der nicht perfekt englisch spricht, der aber "perfekt" nett und hilfsbereit ist, eine Werkstatt, in der wirklich kein Mensch ein einziges Wort englisch, deutsch, oder französisch versteht, in der die Handwerker alles auf der Welt reparieren können, jede Menge von Spielplätzen (einen direkt an der Marina, weiteren im Parque García Bayon), die die Kinder und Eltern einfach glücklich machen, Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe (Gadis Hiper, Lidl), auch eine Lavanderia, nicht zu vergessen, einen netten Strand.
Ein guter Ort, um Proviant zu holen und sich zu erholen. Ein guter Ort, um sich in der berühmten Markthalle (Mercado Municipal der Ribeira) einen schönen Fisch zu kaufen und das Mittagessen zum Fest zu machen.
Ribeira gehört auf die Liste der Must See, nicht nur wegen den praktischen Möglichkeiten, die sie bietet, sondern wegen dieser Aussicht.
Wenn man aber mit kleinen Kindern unterwegs ist, schätzt man Orte, die problemlos von der Marina aus zu Fuß zu erreichen sind und einen verzaubern.
Eigentlich ist unser ursprünglicher Plan, den Parque San Rogue (3,3 km von der Marina, 34 Minuten) zu besuchen und die Dolmen von Axeitos und sowie die nachgebaute Siedlung zu besichtigen. Selbst wenn man nur diese kurze Wanderung an sich genommen hätte, wäre man absolut zufrieden. Man genießt hier einen unglaublichen Panoramablick auf Ribeira. Die Kinder sind von den nachgebauten Gebäuden beeindruckt. Der Park hat schon seine besseren Zeiten definitiv hinter sich, aber auch das, was von der ursprünglichen Schönheit geblieben ist, reicht. Mich begeistert es immer, wenn man irgendwo Picknicktische findet und sogar Grillmöglichkeit. Man merkt, hier hat man sich was gedacht. Hier hat man geplant und etwas erschaffen. Wir vespern, beobachten die Kindergartengruppe, die sich durch den dicken grünen Wald, wie eine Horde Ameisen durchwühlt, völlig selbstzufrieden und glücklich.
Gut, ich und die Kinder sind selbstzufrieden und glücklich. Also, ich bin glücklich, dass die Kinder bis hierher gekommen sind, ohne zu weinen.
Die Kinder verdrücken das Essen, also sind zufrieden.
Dem Papa reicht die nette Waldszenerie nicht. Er "googelt:" Aus welcher Zeit stammen diese Häuser? Standen sie hier, oder wo anders?
Und diese Häuser standen wirklich nicht hier. Unweit. (Gut, dass jemand geschichtsinteressiert und weltinteressiert ist und wir davon profitieren können). Also begeben wir uns wieder auf den Weg und nicht mal einen Kilometer weiter entdecken wir Miradoiro Pedra da Rá.
Sorry Leute. Ich habe mich verliebt. Ich habe mich total in diesen Ort verliebt. Die unbeschreibliche Schönheit des Landes hat mich so tief beeindruckt, dass ich jetzt kaum weiter schreiben kann. Denn das Entdecken und Erleben gehört so stark zum Bootsleben, dass ich unendlich melancholisch und traurig werde, hier Mitte einer deutschen Kleinstadt, Mitte eines "normalen" Lebens zu sein und ich werde so heftig von der Sehnsucht gepackt, wieder den Anker zu lichten, wieder dauerhaft ein Boot zu bewohnen, zu segeln und noch mehr von diesem Planeten zu entdecken, dass ich kaum atmen kann.
Nur ein Zufall hat uns an diesen Ort gebracht, denn irgendwie das einzige, voran es in Galicien mangelt, sind Prospekte, die einem mehr vom Sehenswerten zeigen würden. Euch soll es nicht so gehen. Segelt nicht an der Ria Arousa vorbei und verpasst nicht den Miradoiro Pedra da Rá.
Illote Guidoiro Aeroso - Meer und Strand
Sollte ich euch von Ria Arousa nicht überzeugt haben, habe ich noch was. Ich bin ja eigentlich erst am Anfang. Gut Ribeira. Berge gibt es überall. Schöne Aussicht auch. Dazu braucht man kein Boot. Wo sind die seglerischen Höhepunkte? - Habt ihr das vielleicht gedacht?
Einen Ort habe ich im Angebot, einen Ort, der nur mit einem Boot zu erreichen ist. (auch mit einem Kanu - aber das ist ja auch ein Miniboot.)
Illote Guidoiro Aeroso ist eine super kleine, unbewohnte Insel Mitte der Ria Arousa (ungefähr 4 sm von Ribeira entfernt). Der Weg dorthin ähnelt einer Labyrinthbegehung. An den zahlreichen Muschelfarmen geht es vorbei. Zum Ankern gibt es hier nicht allzu viel Platz. Der Wind sollte auch nicht ungünstig sein, am besten Südwind, aber es sind gerade die komplizierten Orte, die uns am meisten beeindrucken. So ist das Leben.
Auf dem ersten Bild sieht man wie klein die Insel ist, auf dem letzten, wie wunderschön. Es wäre nicht zu viel gesagt, wenn ich behaupten würde, dass diese Insel der schönste und beeindruckende Ort in den ganzen Rias ist. Jedenfalls gehört sie zu den schönsten.
Sonntag Nachmittag ist vielleicht nicht der günstigste Zeitpunkt, hier aufzuschlagen. Es könnte sein, dass man von einer Horde wilder Kanufahrer überrascht wird, die die ganze Insel in Beschlag nehmen, aber ansonsten kann man sie mit den Möwen teilen, die unglaubliche hellblaue Farbe des Meeres genießen, den schneeweißen Sand und die Einsamkeit. Und sogar das Wasser ist hier warm - hier in Galicien. Unglaublich das Ganze.
Heute habe ich mich entschieden, mich kurz zu fassen, aber am Ende bin ich lange noch nicht. Denn Galicien bietet für uns Segler so unendlich viel, dass ich viel länger schreiben könnte, als mir mein Berufsleben und Kinder erlauben.
Es gibt noch viele Orte zu besuchen, es gibt noch viele Geschichten zu erzählen, es gibt noch viele Abenteuer zu erleben.
Bis es so weit ist, bis der Winter vorbei ist und wir alle wieder die Segel hissen können, wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen, Träumen und Planen.